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anders woanders suchen

SYLVAIN LAZARUS
CHRONOLOGIEN DER GEGENWART

In Zusammenarbeit mit Claire Nioche
und mit einem Nachwort von Moritz Herrmann

Aus dem Französischen von Moritz Herrmann und Jan Philipp Weise

 

Was bedeutet Zeitgenossenschaft, wenn die politische Gegenwart subjektiv durch eine umfassende Zustimmung zum Staat gekennzeichnet ist? Was tun, wofür und wozu sich entscheiden, wenn es heute allem Anschein nach keine »Politik vom Standpunkt der Leute« gibt oder sie sich nur vereinzelt, vorübergehend und ansatzweise auftut?

In diesen 2018 gehaltenen Vorträgen legt Sylvain Lazarus eine Bestimmung unserer politischen Gegenwart sowie dessen vor, was es bedarf, um dieser als solcher gegenüberzutreten. Dies wirft vor allem die Frage nach der Subjektivität der Leute auf, wenn diese sich weder auf den unwirksam gewordenen Klassenantagonismus noch eine nichtstaatliche politische Organisation stützen kann.

            In Fortführung seiner These, das Subjektive sei ausgehend von sich selbst zu untersuchen, statt es von Anfang an in Bezug zu gegebenen Objektivitäten zu setzen, lotet Lazarus die gegenwärtigen Möglichkeiten aus, unter denen sich jenseits staatlicher Organisationen ein Denken der Leute artikulieren kann, das dem Realen politisch Rechnung trägt.

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Sylvain Lazarus (*1943) praktiziert und experimentiert seit 1968 eine Politik vom Standpunkt der Leute, was auch das militante Engagement in zwei Organisation einschloss, der Union des Communistes de France marxiste-léniniste (1969-1985) und der Organisation politique (1985-2007). Darüber hinaus war er Professor für Anthropologie an der Université Paris VIII. Er hat 1996 die Anthropologie du nom (Anthropologie des Namens, Turia + Kant 2019) und 2013 L’Intelligence de la politique veröffentlicht.

erschienen 2022 bei La Fabrique Éditions: Chronologies du présent

18 x 12 cm

212 Seiten

24 Euro

erschienen am: 19. Dezember 2022

ISBN: 978-3-949153-03-7

CHRISTIAN VON HIRSCHHAUSEN

VOM SOZIALISTISCHEN VEB ZUM KAPITALISTISCHEN UNTERNEHMEN

Eine Analyse der Industriereformen in Osteuropa (1989-1994)

Mit einem Vor- und Nachwort von Pierre-Noël Giraud

Aus dem Französischen von Jan Philipp Weise

Wenn es im Sozialismus keine Ökonomie gibt, kann man die sozialistische Ökonomie nicht für den Zusammenbruch des Sozialismus verantwortlich machen. Es gilt anderswo und anders zu suchen.

Sylvain Lazarus

Bekanntlich überschlagen sich zu Beginn der 1990er Jahre die Ereignisse: Auf den Fall der Berliner Mauer folgt rasch der Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks, woraufhin zahlreiche Staaten wie auch IWF, Weltbank und Europäische Entwicklungsbank eine Reihe optimistischer Wirtschaftsprognosen verkünden. Doch bereits nach kurzer Zeit wird ersichtlich, dass sich diese angesichts des rasanten Einbruchs der Produktion und eines flächendeckenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit als naiv herausstellen. Nicht erst heute, 30 Jahre später, wird deutlich, dass die Vorstellung eines reibungslosen »Übergangs« von der so genannten Plan- in die Marktwirtschaft sich als Hirngespinst erwiesen hat.

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            Weil das vorliegende Buch inmitten der Wirren dieser Ereignisse bereits eine ernsthafte Bilanz aus diesen zieht, ist es nicht nur seiner Zeit, sondern auch uns voraus. Denn letztlich verfügen wir auch gegenwärtig noch über keinen Begriff davon, was in dieser Zeit passiert ist. Dementgegen entwickelt das Buch zwei Thesen, die sich in seinem Verlauf wechselseitig erhellen und dadurch die Klarheit erzeugen, die bis heute noch fehlt. Erstens: Im Sozialismus gibt es keine Ökonomie. Zweitens: Zwischen dem Sozialismus und seinem »Danach«, dem Postsozialismus, besteht ein irreversibler Bruch. Diese zwei Thesen werden nicht nur in Auseinandersetzung mit den Debatten um den »Übergang« in den 1920er Jahren entwickelt, sondern ebenso aus einer Kritik der zeitgenössischen politischen Ökonomie. Weil es im Sozialismus keine Ökonomie gibt, finden die gängigen Wirtschaftsschulen in ihm ihre Grenze, die sie nur auf Kosten der Verkennung ihres Gegenstands überschreiten können.

            Dass die industrielle Dynamik der sozialistischen Produktion nicht mit einer Wirtschaft verwechselt werden darf, die in ihren Grundzügen unweigerlich kapitalistisch ist (allgemeines Tauschäquivalent, Wertgesetz), entnimmt der Autor unter anderem seiner ausgiebigen Untersuchung von nahezu 60 ehemaligen sozialistischen Betrieben. Diese werden somit während der historisch einzigartigen Situation untersucht, in der die Organisation ihrer Zerstörung noch im vollen Gange ist.

          Dieses Buch legt mitunter die Grundlage dafür, sich mit Ernsthaftigkeit und intellektueller Redlichkeit den Fragen auszusetzen, die der Sozialismus des 20. Jahrhunderts an uns stellt.

Christian von Hirschhausen (*1964) ist Professor für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der Technischen Universität Berlin und am DIW Berlin mit den Arbeitsschwerpunkten Energie, Verkehr, Umwelt, Unternehmen und Märkte. 1995 reichte er an der École des Mines de Paris seine Doktorarbeit in Industrieökonomik mit dem Titel »Du combinat à l'entreprise« zur sozialistischen und postsozialistischen Industriedynamik ein.

Rezensionen:

Janusz Meyerhold – »Der Sozialismus war keine Ökonomie« (kritisch-lesen)

erschienen 1996 bei L'Harmattan: Du combinat socialisteà l'entreprise capitaliste. Une analyse des réformes en Europe de l'Est.

16 x 24 cm

352 Seiten

35 Euro

erschienen am am 30. Dezember 2020

ISBN: 978-3-949153-00-6

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