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Neue
Deutsch-Französische Jahrbücher

ALAIN BADIOU

DIE GESCHICHTE DER MENSCHHEIT IN ZWEI STÜCKE ZERBRECHEN?
Nietzsche, der philosophische Akt und das Ereignis

Jahr

2025

Seiten

ca. 70

Größe in cm
13 x 15               

Preis in €

ca. 12

ISBN

978-3-949153-16-7

Aus dem Französischen von Jan Philipp Weise

Im 125. Todesjahr von Friedrich Nietzsche scheint vollkommen zuzutreffen, was 

Jürgen Habermas bereits vor einem halben Jahrhundert erklärt hat: 

Dessen »eigentümliche Faszination liegt hinter uns und ist fast schon 

unverständlich geworden. Nietzsche hat nichts Ansteckendes mehr.« In einer 

paradoxen Würdigung soll die vorliegende Veröffent lichung eines Vortrags 

von Alain Badiou nicht noch eine weitere Schippe auf Nietzsches Grab werfen. 

Vielmehr soll sie zeigen, dass Nietzsche noch immer etwas Ansteckendes an 

sich hat, nimmt man ihn als archi-politischen Denker des philo sophischen 

Aktes und Ereignisses ernst. Aus dieser Perspektive ist Nietzsche, wie Badiou 

sagt, »jemand […], den man zugleich entdecken, finden und verlieren muss [...].
Diese Entdeckung, diesen Fund, diesen Verlust empfinde ich oft hinsichtlich all jener großen Antiphilosophen dieses Jahrhunderts wie Nietzsche,
Wittgenstein und Lacan. Und von all den dreien – aber der Fall Nietzsches
ist zweifellos der dramatischste – scheint es mir, dass sie sich immer am
Ende des Tages für die Philosophie selbst geopfert haben. Es gibt in der
Antiphilosophie eine Bewegung des Sich-Selbst-Tötens oder Zum-Schweigen-Bringens, um der Philosophie gewissermaßen etwas Imperatives zu
vermachen. Die Antiphilosophie dieses Stils ist immer das, was auf ihrem
Gipfelpunkt der Philosophie eine neue Aufgabe verkündet oder ihr ein
neues Mögliches in der Form einer neuen Aufgabe vorschreibt. Ich denke
an Nietzsches Wahnsinn, ich denke an die Wege des eigenartigen unper-
sönlichen und unsichtbaren Labyrinths, auf denen Wittgenstein vorgeht,
ich denke ebenso an den abschließenden Mutismus von Lacan. In diesen
drei Fällen, und dies sage ich beinahe mit einem schmerzhaften Empfinden von Nähe, scheint es, dass die Antiphilosophie sich einem Vermächtnis überlässt, das sie über sich hinaus dem vermacht, was sie bekämpft.«

Alain Badiou (* 1937) lehrte seit 1969 an der Université de Paris VIII und ab 1999 

an der École normale supérieure Philosophie. Sein philosophisches System, das 

wohl als das wichtigste der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten kann, 

vereint eine formale Ontologie auf Grundlage der Mengenlehre mit einer 

Theorie des Subjekts, das sich in vier Wahrheitsprozeduren (Politik, 

Wissenschaft, Kunst, Liebe) artikuliert sieht.

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